Zeitarbeit - Ein attraktives Beschäftigungsverhältnis

Fachkräfteeinwanderung

Fachkräftesicherung aus Drittstaaten durch Zeitarbeit ermöglichen

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hat berechnet, dass Deutschland eine sogenannte jährliche Nettozuwanderung von 400.000 Personen benötigt, um das Arbeitskräfteangebot langfristig konstant zu halten. Grund ist der demografische Wandel, der dazu führt, dass die Zahl der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen sinkt – selbst wenn künftig mehr Frauen und Ältere arbeiten sollten. Um den Wohlstand in Deutschland zu sichern, ist also Zuwanderung dringend notwendig.

Hohe Vakanzzeiten

Doch schon jetzt tun sich Unternehmen in Deutschland schwer, Fachkräfte für freie Stellen zu finden. Laut der Bundesagentur für Arbeit liegen insbesondere im Handwerk die durchschnittlichen Vakanzzeiten, also die Zeit von der Ausschreibung bis zur Besetzung einer freien Stelle, spürbar über 200 Tagen. Aber auch bei IT- und Pflegeberufen dauert es immer länger, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen. Betrachtet man, abgesehen davon, die Entwicklung nach Anforderungsniveau, zeigt sich nicht nur, dass Stellen für Helfertätigkeiten direkt nach den Fachkräften am schwersten zu besetzen sind, sondern auch, dass die Vakanzzeit dort am stärksten seit 2012 zugenommen hat.

Mehr Zuwanderung nötig

Angesichts der zunehmenden Arbeitskräfteengpässe in Deutschland suchen Unternehmen bereits heutzutage vermehrt im Ausland nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In der EU haben allerdings viele Länder eine genauso problematische Demografie wie hierzulande. Es ist daher wichtig, auch in Ländern außerhalb der EU – in sogenannten Drittstaaten – zu suchen. Aus diesem Grund hat die letzte Bundesregierung mit dem sogenannten Fachkräftezuwanderungsgesetz eine Möglichkeit geschaffen, vermehrt Drittstaatler mit abgeschlossener Berufsausbildung nach Deutschland zu holen. Von dieser Möglichkeit ist die Zeitarbeit allerdings als einzige Branche weitestgehend ausgeschlossen

Insbesondere in der Pflege und im Handwerk ist die Vakanzzeit im Zehnjahresvergleich stark angestiegen.

Mit Blick auf das Anforderungsniveau haben sich die Vakanzzeiten im Bereich der Helfer und Anlerntätigkeiten innerhalb von zehn Jahren am stärksten erhöht.

Hinweis zur Grafik nach Berufsgruppen: Für die Durchschnittsbildung der Vakanzzeiten wurden folgende Berufe in einer Gruppe zusammengefasst:

  • Softwareentwicklung und Programmierung = IT
  • Alten- u. Krankenpflege/Rettungsdienst/Geburtshilfe u.a. = Pflege
  • Bodenverlegung/Klempner/Sanitär/Aus- und Trockenbau/Maler/Lackierer/Zimmerer/Klimatechnik u.a. = Handwerk

Hinweis zur Grafik nach Anforderungsniveaus: Niveau-Unterscheidung laut BA in "hoch komplexe Tätigkeiten = Experten" und "komplexe Spezialistentätigkeiten = Spezialisten".

Die aktuelle Rechtslage für die Zeitarbeit

Die Beschäftigung von Nicht-EU-Ausländern unterliegt prinzipiell dem Zustimmungsvorbehalt der Bundesagentur für Arbeit. Die Behörde prüft, ob dem Zugang des Ausländers auf dem deutschen Arbeitsmarkt Hinderungsgründe im Wege stehen. Das regelt unter anderem § 39 des Aufenthaltsgesetzes. Im Fall der Zeitarbeit hat die Bundesagentur für Arbeit allerdings keinerlei Ermessensspielraum, denn in § 40 Absatz 1 Nummer 2 des Aufenthaltsgesetzes heißt es:

"Die Zustimmung nach § 39 ist zu versagen, wenn […] der Ausländer als Leiharbeitnehmer (§ 1 Abs. 1 des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes) tätig werden will."

Mit anderen Worten: Will ein Ausländer aus einem Drittstaat in Deutschland arbeiten und legt für den Aufenthaltstitel mit Erwerbsberechtigung einen Arbeitsvertrag mit einem Zeitarbeitsunternehmen vor, wird er diesen Aufenthaltstitel nicht erhalten.

Vorteile liegen auf der Hand

Die zitierte Regelung trat wie das gesamte Aufenthaltsgesetz am 1. Januar 2005 in Kraft – zu einer Zeit also, in der Deutschland massiv mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatte. Heutzutage ist jedoch das Gegenteil der Fall, es fehlt an (qualifiziertem) Personal. Deswegen ist es an der Zeit, die Fachkräftezuwanderung auch für die Personaldienstleister zu öffnen, denn die Vorteile, in Drittstaaten geworbene Fachkräfte mittels Zeitarbeit zu beschäftigen, liegen auf der Hand.

Die Chance zur nachhaltigen Fachkräftesicherung mit Hilfe der Personaldienstleister mit ihren internationalen Recruiting-Erfahrungen muss angesichts des aktuellen Arbeits- und Fachkräftemangels endlich genutzt werden.

Gute Gründe, das Verbot für die Zeitarbeit aufzuheben

Zeitarbeit minimiert Risiken bei der Anwerbung von Drittstaatlern

Bei jeder neuen Arbeitsstelle besteht ein Risiko, dass es einfach nicht passt. Für Fachkräfte fern von der Heimat ist es noch viel schwieriger abzuschätzen, ob der neue Arbeitsplatz in Deutschland tatsächlich der richtige ist und somit auch Bestand hat. Bei der Zeitarbeit ist dieses Risiko geringer. Zu den Kernkompetenzen von Personaldienstleistern gehören nämlich das Recruiting sowie das Matching von Fachkräften mit Kundenunternehmen. Um ihre Funktion erfüllen zu können, wissen Personaldienstleister, welche Qualifikationen wo von wem wann gebraucht werden. Damit wird die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass die Arbeitsstelle in Deutschland für die ausländische Fachkraft auch wirklich passt.

Zeitarbeit hat langjährige Erfahrung bei der Beschäftigung von Ausländern

Personaldienstleister haben die nötige Expertise und langjährige Erfahrung mit der Anwerbung und Beschäftigung von Menschen mit ausländischem Pass. So ist der Beschäftigungsanteil von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der Zeitarbeit überdurchschnittlich hoch und stieg zudem in den vergangenen Jahren deutlich an: von 18,1 Prozent im Jahr 2013 auf 44,2 Prozent im Jahr 2022.

Schnelle Anpassungsfähigkeit der Branche

Diese dynamische Veränderung der Beschäftigtenstruktur als Folge der plötzlich verstärkten Zuwanderung nach Deutschland während des letzten Jahrzehnts spiegelt auch die schnelle Anpassungsfähigkeit der Personaldienstleistungsbranche an sich ändernde Arbeitsmarkt­bedingungen. Die Branche leistet damit auch bereits einen essenziellen Beitrag zur Linderung des Arbeitskräftemangels. Dabei werden in der Zeitarbeit alle Anforderungsniveaus abgedeckt: Vom Ungelernten und Helfer, über die Fachkraft bis hin zu Spezialisten und Experten. So führten 96.149 Zeitarbeitskräfte mit ausländischer Staatsbürgerschaft zum Stichtag 31.12.2022 Fachkräftetätigkeiten oder Tätigkeiten mit höheren Anforderungsniveaus aus.

Wichtige Rolle bei der Integration von Geflüchteten

Dass Personaldienstleister auch auf arbeitsmarktpolitische Neuerungen schnell und konstruktiv reagieren können, zeigt sich am Beispiel des Integrationsgesetzes im Jahr 2016, das der Zeitarbeit die Beschäftigung von Personen im Kontext von Fluchtmigration ermöglicht. Daten der Bundesagentur für Arbeit demonstrieren ausdrücklich, dass Personaldienstleister durch diesen Schritt zu einem wichtigen Akteur bei der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten geworden sind. So fand zwischen 2016 und 2019 jede dritte sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsaufnahme von arbeitslosen Schutzsuchenden in der Zeitarbeit statt. Dabei ermöglichten die geschaffenen Stellen nachhaltige Beschäftigungsperspektiven. Mehr als zwei Drittel (67,5 Prozent) der Schutzsuchenden war auch nach einem Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt (vergleichbar mit dem am Gesamtarbeitsmarkt verzeichneten Wert von 69,5 Prozent). Davon fanden 40,3 Prozent eine Beschäftigung außerhalb der Zeitarbeit – dies spiegelt die erfolgreiche Brückenfunktion der Branche wider.

Zeitarbeit kann KMUs bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte unterstützen

Die Rekrutierung von Fachkräften im nichteuropäischen Ausland ist in der Regel mit erheblichem Aufwand verbunden. Es gilt, nicht nur in einem komplett anderen Rechtsrahmen zu handeln, sondern sich in einem anderen sprachlichen und kulturellen Raum zu bewegen. Der kultursensible Auswahlprozess erfordert Spezialwissen und besondere Fähigkeiten. Gerade für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU), deren Kernkompetenz nicht im Recruiting-Bereich liegt, stellt dies eine hohe Barriere dar.

Spezialisierte Personaldienstleister haben passendes Knowhow

Es liegt also auf der Hand, dass spezialisierte Personaldienstleister mit dem entsprechenden Knowhow für Kundenunternehmen, die dies nicht leisten können, tätig werden und um ausländische Fachkräfte werben. Personaldienstleister können dabei eine Brücke in den deutschen Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte sein.

Internationale Verzweigung hilft

Für diese Brückenfunktion ist die Zeitarbeit auch deswegen geradezu prädestiniert, weil deutsche Personaldienstleister international verzweigt sind. Besonders die multinationalen Konzerne sind durch ihr weltweites Netzwerk mit unterschiedlichsten Regionen verbunden, die durch vielfältige Bevölkerungs- und Arbeitsmarktstrukturen gekennzeichnet sind. Das internationale Netzwerk von Personaldienstleistern und die damit verbundenen Kenntnisse über die regionalen Besonderheiten der einzelnen Märkte könnten mit dem Instrument der Zeitarbeit zu einem wichtigen Faktor für die Anwerbung und Beschäftigung von Drittstaatlern in Deutschland sein.

Zeitarbeit kann Fachkräfte für die Transformation der deutschen Wirtschaft ins Land holen

In der deutschen Wirtschaft laufen zwei große Transformationen: die fortschreitende Digitalisierung und die Dekarbonisierung. Beide Prozesse erfordern spezialisiertes Fachwissen in erheblichem Umfang. Nicht jedes Unternehmen kann dieses Wissen intern aufbauen und vorhalten. Das wäre auch gesamtwirtschaftlich gesehen keine effiziente Nutzung von begrenzten Wissensressourcen. Hinzu kommt die Verknappung des Fachkräftepotentials durch den demografischen Wandel, der immer größere Spuren im deutschen Arbeitsmarkt hinterlässt.

Zeitarbeitskräfte häufen notwendiges Fachwissen an

Zeitarbeit ist ein Lösungsbaustein zur effizienteren Nutzung von Wissen. Die geschieht insbesondere im Projektgeschäft, bei dem die Zeitarbeit eine Art Drehscheibenfunktion übernimmt. Zum Beispiel im Bereich Engineering – für ein befristetes Projekt zur Umsetzung der unternehmerischen Dekarbonisierungsstrategie arbeiten Technikerinnen und Techniker eines Ingenieurdienstleisters zeitlich begrenzt im Kundenunternehmen. Oder im IT-Bereich – für die Einführung einer neuen Software-Lösung werden Spezialistinnen und Spezialisten eines Personaldienstleisters im Kundenbetrieb eingesetzt.

Rechtslage behindert Zuwachs von Wissen bei Drittstaatlern

Aufgrund der Rechtslage ist es momentan kaum möglich, das Knowhow von Fachkräften aus Drittstaaten auf diesem Weg zu nutzen. Dabei brächte ein solches Verfahren nur Vorteile für alle Beteiligten: Die deutschen Unternehmen bekämen dringend benötigte Fachkräfte für ihre Transformationsprozesse und die in Drittstaaten angeworbenen Menschen wären auch nach Abschluss eines Projektes weiterhin in (sozialversicherungspflichtiger) Beschäftigung, weil sie mit den Zeitarbeitsunternehmen einen festen Arbeitsvertrag haben.

Ihre Ansprechpartner

Alternate Text
Dr. Anja Clarenbach
Leiterin Fachbereich Grundsatz - Politik
Telefon: +49 30 206098-5511
Alternate Text
Fabian Reichelt
stv. Leiter Fachbereich Grundsatz - Politik
Telefon: +49 30 206098-5512