23.03.2022 | "Zeitarbeitsunternehmen können sich durch Qualifizierung zu agilen HR-Dienstleistern entwickeln"

Erste Ausgabe der digitalen BAP-Veranstaltungsreihe "ARBEIT & PERSONAL" kompakt in 2022 beleuchtet "Neue Geschäftsfelder für Personaldienstleister"

BAP-Präsident Sebastian Lazay bei der A&P kompakt, März 2022

"Die russische Invasion in der Ukraine entsetzt uns und wir als BAP verurteilen diesen hinterhältigen Angriff aufs Schärfste. Unser tiefes Mitgefühl gilt den leidenden Menschen sowohl vor Ort als auch auf ihrer Flucht vor diesem furchtbaren Krieg." Eindringliche Worte von BAP-Präsident Sebastian Lazay zu Beginn der neuen Ausgabe der digitalen Veranstaltungsreihe "ARBEIT & PERSONAL" kompakt. Bevor sich Lazay in seinem Grußwort dem eigentlichen Thema "Neue Geschäftsfelder für Personaldienstleister" widmete, verdeutlichte er die Dramatik der aktuellen Ereignisse mitten in Europa. Deren Auswirkungen seien auch für die deutsche Wirtschaft derzeit noch gar nicht seriös abzuschätzen. In jedem Fall treffe die Personaldienstleister nach der Corona-Pandemie nun erneut völlig unerwartet eine neue Herausforderung, die angenommen werden müsse. Gar nicht unerwartet "ist hingegen der Fachkräftemangel. Er wird in den kommenden Jahren neben der Digitalisierung und der Dekarbonisierung eines der zentralen Themen sein, das den Arbeitsmarkt in Deutschland prägt." Bereits jetzt würden fast 400.000 Fachkräfte bundesweit fehlen und dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Daher werde die Bedeutung von Qualifizierung wichtiger denn je. Auch für Personaldienstleister "wird sie zur zentralen Herausforderung und gleichzeitig zum immer bedeutenderen unternehmerischen Erfolgsfaktor, um die Transformation des Arbeitsmarktes zu meistern. Die Unternehmen haben die Möglichkeit, sich durch die Kombination aus Personaldienstleistung und Qualifizierung vom klassischen Zeitarbeitsbetrieb zum breit aufgestellten, agilen HR-Dienstleister zu entwickeln." Durch zusätzliche Geschäftsfelder wie Personalentwicklung und innovatives Recruiting könnten sich Personaldienstleister so dauerhaft als unverzichtbare Partner etablieren.

Genau diesen Weg sind die beiden BAP-Mitgliedsunternehmen "add-on Personal & Lösungen GmbH" und "AMG RECRUITING GmbH" bereits gegangen. Über ihre Herausforderungen und persönlichen Erfahrungen aus der Praxis berichteten sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Aram Azimi, Leiter des Bereichs Innovation & Entwicklung bei add-on, bei der A&P kompakt, März 2022

Kombination aus Personaldienstleistung und Personalentwicklung funktioniert bestens

"Unser Wunsch war es schon lange, selbst auszubilden. Bereits 2017 haben wir dann den ersten Kurs zur Teilqualifikation Industriemechaniker gestartet", erläuterte Aram Azimi, Leiter des Bereichs Innovation & Entwicklung bei add-on. "Seitdem haben wir die Aktivitäten zur zielgerichteten Weiterbildung unserer Beschäftigten in Kooperation mit einem AZAV-zertifizierten Bildungsträger, der ein Tochterunternehmen von uns ist, konsequent ausgebaut. Mittlerweile bieten wir sechs verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen an. Personaldienstleistung und Bildung gehen dadurch im Unternehmen Hand in Hand", erklärte Azimi. Dies würde gleich eine ganze Reihe von Vorteilen für den Personaldienstleister mit sich bringen: "Wir haben seitdem nicht nur eine höhere Verweildauer der Beschäftigten bei uns, sondern können sie auch stärker emotional an uns binden. Damit einher gehen auch kürzere Anlernzeiten sowie Einarbeitungsphasen." Zudem könne man Talente besser erkennen und einen sogenannten "Dritten Stapel" erschließen, denn "zwischen passt und passt nicht entsteht gemeinsam mit der Bewerberin oder dem Bewerber ein 'Machen wir es passend'". Insgesamt zeige sich, dass die Kombination aus Personaldienstleistung und Personalentwicklung absolut funktioniere. Durch die konsequente Weiterbildung der Beschäftigten steige in Zeiten des Fachkräftemangels zudem die Quantität des geeigneten Personals für die Kundenbetriebe, da die Auswahl an besser qualifizierten Menschen zunehme. "Dadurch wandeln wir uns zunehmend vom klassischen Zeitarbeitsbetrieb zum breit aufgestellten Personalentwickler!" Nur folgerichtig sei es daher, dass add-on im Februar gemeinsam mit den Partnern Bundesagentur für Arbeit und Stiftung flexible Arbeitswelt in der Modellregion Nürnberg als Pilotprojekt die "Qualifizierungsoffensive Personaldienstleister 2022" gestartet habe. Ziel sei dabei die Schaffung eines beispielhaften regionalen Qualifizierungsverbundes für die Zeitarbeit, der als Musterbeispiel für das geplante bundesweite Roll-Out dienen könne. Das nächste Projekttreffen solle am 24. März stattfinden. Weitere Informationen zur Qualifizierungsoffensive bietet die Webseite der Stiftung flexible Arbeitswelt.

Dr. Max Hermann, Geschäftsführer AMG RECRUITING GmbH, bei der A&P kompakt, März 2022

Zukunft der Personaldienstleistungsbranche liegt im operativen Recruiting

Einen gänzlich anderen Weg zur Erschließung neuer Geschäftsfelder stellte Dr. Max Hermann, Geschäftsführer AMG RECRUITING GmbH, vor: "Unser Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren neben der klassischen Arbeitnehmerüberlassung immer stärker auf die direkte Personalvermittlung spezialisiert. Das Ziel ist dabei das Gleiche: Menschen für einen Job zu gewinnen." Doch seien im boomenden Markt der Personalvermittlung oftmals andere Aspekte für den Vermittlungserfolg entscheidend. Grundsätzlich gelte immer: "Hast du einen guten Job, hast du auch gute Bewerber. Erfolgreiches Recruiting ist mehr denn je eine Frage der angebotenen Jobs." Doch gebe es darüber hinaus Faktoren, die den Erfolg begünstigten. Von großer Bedeutung sei dabei Transparenz. So würden potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten bei Poolstellen oftmals skeptisch reagieren, denn "die Menschen wollen wissen, bei wem sie möglicherweise bald arbeiten. Daher kommunizieren wir bei der Direktvermittlung in unseren Stellenangeboten immer den Namen des Kundenunternehmens." Weiteres Kriterium für erfolgreiches Agieren in der Personalvermittlung: es müssten die 60 Prozent der Beschäftigten erreicht werden, die zwar offen für Stellenangebote seien, aber aktiv angesprochen werden müssten. Hierfür bräuchten die Unternehmen umfassendes Recruiting Know-how: "Eine gute Kandidatenreise ist alles! Denn dann ist unsere Dienstleistung besonders viel wert und die Kunden auch bereit, dies entsprechend finanziell zu honorieren." Um die passiven Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen, seien die Sozialen Medien der ideale Weg. Nichts sei besser als das "Angebot in die Smartphones der Menschen zu bringen. Hier muss die Bewerbung dann mit einem Klick möglich sein und nicht etwa noch ein langes Formular ausgefüllt werden." Insgesamt, so das Fazit von Hermann, läge die Zukunft der Personaldienstleistungsbranche zumindest in Teilen im operativen Recruiting, das einen großen Markt und eine hervorragende Wertschöpfung anbiete.

Den Abschluss dieser "ARBEIT & PERSONAL" kompakt bildete eine Fragerunde, moderiert von Branchen- und Netzwerkexpertin Ines Dauth, bei der die Fragen der virtuellen Gäste von den Experten beantwortet wurden.  

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