

Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) war Gastgeber des 10. Jour Fixe des renommierten 30er-Multiplikatoren-Clubs, der unter dem Thema "Zukunft der Arbeit – Zeitarbeit, ein zentraler Baustein des deutschen Arbeitsmarktes" stand.
In den historischen Räumlichkeiten der Geschäftsstelle in Berlin-Mitte führte BAP-Hauptgeschäftsführer Thomas Hetz die Teilnehmer aus Wirtschaft und Verbänden in die Schwerpunkte der Verbandsarbeit ein und erläuterte die Bedeutung der Zeitarbeit für den Arbeitsmarkt: "Die Zeitarbeit steht für Flexibilität. Sie ist ein wichtiger Baustein, um die Unternehmen in die Lage zu versetzen, auf Auftragsspitzen flexibel reagieren zu können, was aufgrund der immer schneller werdenden Abläufe der Weltwirtschaft auch zwingend erforderlich ist. Daher müsste die Zeitarbeit die Personalabteilung der deutschen Wirtschaft werden."
Anhand aktueller Zahlen legte er dar, dass die Zeitarbeit mit rund 98% die höchste Tarifabdeckung aller Branchen in Deutschland habe und es hier mit 78% deutlich mehr Vollzeitbeschäftigung gebe, als bei den Beschäftigten insgesamt, wo der Wert bei nur 63% liege. Auch betonte Hetz die enorme Leistung der Personaldienstleister bei der Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt. Demnach habe fast jeder Dritte der insgesamt 84.300 Geflüchteten, die ihre Arbeitslosigkeit zwischen Juni 2017 und Mai 2018 beenden konnten, eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen. "Damit ist die Branche die bedeutendste Einstiegsmöglichkeit für Geflüchtete in den Arbeitsmarkt", so Hetz.
Im Anschluss erläuterte BAP-Präsident Sebastian Lazay, dass die grundsätzliche Akzeptanz der Zeitarbeit in der Politik und Gesellschaft mittlerweile deutlich höher als früher sei. Dies, so Lazay, hinge maßgeblich mit den Branchentarifzuschlagsverträgen zusammen, wodurch zuvor bestehende Lohnlücken zwischen Zeitarbeitern und Stammbelegschaft im Einklang mit den Gewerkschaften geschlossen wurden.
Eine weitere wesentliche Entwicklung der Branche sei, dass sie immer interessanter für High-Potentials und für die Generationen Y und Z werde, die andere Anforderungen an die Arbeitswelt stellten und Wert auf eine flexible Selbstständigkeit legten. Diesen biete die Zeitarbeit hervorragende Möglichkeiten.
Allerdings seien die politischen Rahmenbedingungen für die Zeitarbeit durch die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) im Frühjahr 2017 spürbar schwieriger geworden. Vor allem drei Problembereiche treibe die Personaldienstleister und Zeitarbeitsunternehmen um: Erstens sehe das AÜG harte Strafen bei Verletzung des Schriftformerfordernisses vor. Es sei absurd, so Lazay, dass die Unternehmen einerseits gesetzlich dazu verpflichtet werden, Verträge auf Papier zu unterschreiben, sich aber andererseits immer mehr in Richtung Digitalisierung verändern sollen. Eine weitere Schwierigkeit sei bei der Einführung von Equal Pay nach neun Monaten die fehlende Ausgestaltung seitens des Gesetzgebers. "Im Gesetz wird überhaupt nicht deutlich, was damit gemeint ist. Hierdurch kommt es zu erheblichen Missverständnissen und zu massiver Rechtsunsicherheit bei Personaldienstleistern und ihren Kunden", erklärte Lazay. Als "Lose-Lose-Situation für Zeitarbeitnehmer, Personaldienstleister und Kundenunternehmen" bezeichnete der BAP-Präsident die Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten, wodurch es immer häufiger dazu kommen werde, dass Mitarbeiter aus laufenden Projekten abgezogen werden müssten.
Der Jour Fixe wurde abgerundet durch eine angeregte Diskussion zu zahlreichen Aspekten der Zeitarbeit zwischen den BAP-Repräsentanten und den Veranstaltungsteilnehmern des 30er-Multiplikatoren-Clubs. Dieser wurde bereits 1972 in Bonn gegründet und ist damit einer der ältesten Lobby-Clubs deutschlandweit. Seit dem Regierungsumzug nach Berlin 1999 ist der Club in der Hauptstadt aktiv. Ihm gehören Multiplikatoren aus der Politik, Bundesministerien, Landesvertretungen, der Wirtschaft, den Verbänden und den Repräsentanzen von Firmen an.
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