16.03.2022 | "Zeitarbeit ist eine Lösung für heute und morgen"

Die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort, das ist das Entscheidende und darin sind die Personaldienstleister stark!

Sebastian Lazay
BAP-Präsident
BAP-Präsident Sebastian Lazay
BAP-Präsident Sebastian Lazay | © Steffen Jänicke/BAP

"Der Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren das Thema schlechthin sein, das den Arbeitsmarkt in Deutschland prägt", betont BAP-Präsident Sebastian Lazay im Interview mit dem Online-Magazin "arbeitsblog". Laut aktuellen Zahlen des IW Köln würden bereits jetzt in Deutschland fast 400.000 Fachkräfte fehlen, über 50.000 mehr als zu Beginn der Corona-Pandemie. "Ein Ende dieses Mangels ist nicht absehbar, ganz im Gegenteil. Auch wir Personaldienstleister kämpfen bereits jetzt mit Personalengpässen. Daher müssen wir uns künftig noch stärker als attraktive Arbeitgeber positionieren und aktiv um Kandidaten werben - und stehen dabei in einem harten Wettbewerb um die besten Köpfe".

Aber die Branche habe ein Alleinstellungsmerkmal: Denn "mittels Drehscheibenfunktion bringen wir begehrte Fachkräfte passgenau an die Stellen, an denen sie gerade besonders gebraucht werden. Die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort, das ist das Entscheidende und darin sind die Personaldienstleister stark!". Dabei könne die Ausrichtung je nach Einsatzbranche unterschiedlich sein. In der IT würden beispielsweise Expertinnen und Experten oftmals in zeitlich begrenzten Projekten gebraucht. Hier könnten Personaldienstleister für eine optimale Verteilung der knappen personellen Ressourcen sorgen. In der Pflege sei die Zeitarbeit hingegen die "Feuerwehr" in der Krise und sorge dafür, dass Stationen offengehalten werden können, um die Versorgung kranker und pflegebedürftiger Personen zu sichern.

Qualifizierte Zuwanderung zwingend notwendig

"Wir werden den aktuellen und künftigen Fachkräftebedarf ohne qualifizierte Zuwanderung, auch und gerade von außerhalb der EU, nicht ansatzweise abdecken können", bekräftigt Lazay. Für die Personaldienstleister gäbe es dabei aber nach wie vor ein großes Problem: "Wir dürfen es nicht! Dieses unsägliche 'Stoppschild', das es der Zeitarbeit als einziger Branche in Deutschland weiterhin gesetzlich untersagt, Fachkräfte mit Berufsausbildung außerhalb der EU zu rekrutieren und einzusetzen, muss endlich beseitigt werden. Das ist meine klare Erwartungshaltung an die Ampelkoalition, dass sie hier etwas bewegt. Besser heute als morgen", bekräftigt Lazay.

Denn die Personaldienstleister mit ihren internationalen Recruiting-Erfahrungen hätten seit vielen Jahren bewiesen, dass sie der ideale Netzwerkpartner sind, um Menschen mit ausländischem Pass in den deutschen Arbeitsmarkt mit nachhaltigen Beschäftigungsperspektiven zu integrieren. Dies würden auch die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) eindrucksvoll belegen. Während der Anteil der ausländischen Beschäftigten branchenübergreifend in Deutschland bei 13,5% liege, betrage ihr Anteil in der Zeitarbeit - von IT-Expertinnen und Experten bis hin zu Hilfskräften - insgesamt 40,3%. Klar sei: "Die Personaldienstleister stehen seit langem als kompetenter Partner bereit. Sie müssen nun die Möglichkeit erhalten, ihre Expertise auch hier einsetzen zu können."

Örtliche und zeitliche Flexibilität wird viel stärkere Rolle spielen

Fest stehe, dass die örtliche und zeitliche Flexibilität bei der Gewinnung von Fachkräften eine viel stärkere Rolle als bisher spielen werde. Daraus ergebe sich eine große Chance für die Zeitarbeit. Sie werde künftig "mehr denn je ihre attraktive Rolle als tarif- und arbeitsrechtlich abgesicherte Beschäftigungsform für jene Menschen ausspielen können, die einen Arbeitgeber und zugleich unterschiedliche und vielfältige Einsatzfelder suchen. Zeitarbeit ist deshalb schon eine Lösung für heute und morgen", so der Ausblick Lazays.

Zum vollständigen Interview im arbeitsblog