Die Corona-Krise machte es für Arbeitssuchende deutlich schwerer, am deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Unternehmen führten aufgrund von massiven Auftragseinbrüchen sowie des Pandemie-bedingten unsicheren wirtschaftlichen Umfelds in weiten Teilen keine Neueinstellungen durch und mussten Beschäftigte teilweise entlassen. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Auf dem Höchstniveau im August 2020 gab es 27 Prozent mehr Arbeitslose als zu Beginn der Pandemie im März 2020. Aufgrund einer sich erholenden Wirtschaft stieg die Arbeitskräftenachfrage in den letzten Monaten zwar wieder an und die Anzahl der Arbeitslosen konnte sich seit August 2020 um 12 Prozent verringern. Diese positive Entwicklung am Arbeitsmarkt in der ersten Jahreshälfte 2021 verdeckt allerdings die unterschiedlichen Facetten von Arbeitslosigkeit. Die Corona-Krise wirkte sich nämlich besonders negativ auf die Langzeitarbeitslosigkeit aus.
Seit dem Beginn der Pandemie stieg die Anzahl der Personen, die sich in Langzeitarbeitslosigkeit befinden, von 708.728 im März 2020 auf 1.060.379 im Juni 2021 an – das entspricht einem sehr deutlichen Zuwachs von 50 Prozent. Damit gibt es so viele Langzeitarbeitslose wie seit über sechs Jahren nicht mehr – ein deutlicher Rückschritt für den deutschen Arbeitsmarkt.
Abbildung 1:
Die Anzahl der Arbeitslosen, die seit maximal einem Jahr arbeitslos sind – und damit nicht zu den Langzeitarbeitslosen gehören, – befindet sich hingegen, nach einem zwischenzeitlichen Anstieg von 29 Prozent, aktuell schon 4,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau (März 2020: 1.626.639 Personen; Juni 2021: 1.553.446 Personen). Die schnell einsetzende Erholung, die hier bereits ab dem Herbst 2020 erkennbar ist, hat sich also bei der Langzeitarbeitslosigkeit bisher nicht bemerkbar gemacht – im Gegenteil.
Abbildung 2:
Je länger Arbeitslosigkeit anhält, desto schwieriger wird es für Betroffene, den Weg in den Arbeitsmarkt zurückzufinden, da unter anderem berufliche Fertigkeiten und Qualifikationen verloren gehen oder veralten. Deswegen ist es umso wichtiger, dem starken Anstieg von Langzeitarbeitslosigkeit gezielt entgegenzuwirken und die Anzahl an Langzeitarbeitslosen nachhaltig auf ein niedriges Niveau zu bringen.
Zeitarbeitsbranche bringt anteilig am meisten Langzeitarbeitslose in Arbeit
Die Zeitarbeitsbranche hat sich als der wichtigste Wirtschaftszweig bewährt, um Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Obwohl die Branche mit 2,0 Prozent nur einen kleinen Anteil an der gesamten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Deutschland hat, ist sie für 15,0 Prozent (Jahr: 2020) aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsaufnahmen von Langzeitarbeitslosen verantwortlich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit haben nur die beiden zusammengefassten Wirtschaftszweige "Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen (ohne Zeitarbeitsbranche)" (17,6 Prozent) sowie "Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" (15,4 Prozent) einen ähnlich großen Anteil an allen Beschäftigungsaufnahmen Langzeitarbeitsloser – allerdings sind diese Wirtschaftszweige deutlich größer als die Zeitarbeit.
Abbildung 3:
Wenn die Größe der Beschäftigung in dem jeweiligen Wirtschaftszweig berücksichtigt wird, bringt die Zeitarbeitsbranche mit deutlichem Abstand am meisten Langzeitarbeitslose in Arbeit. Die Quote ist fast acht Mal größer, als von der Branche anhand ihrer Beschäftigungsgröße zu erwarten wäre; dies gelingt keiner anderen Branche annähernd. Das Gastgewerbe schafft zwar auch eine überproportionale Quote, allerdings ist diese nur gut zwei Mal so groß wie der Anteil der Beschäftigung an der Gesamtbeschäftigung (siehe Abbildung 4).
Abbildung 4:
Die Zeitarbeitsbranche nimmt somit einen hohen Stellenwert am Arbeitsmarkt ein, um Langzeitarbeitslosigkeit und den damit einhergehenden negativen Folgen für Betroffene entgegenzuwirken.
Darüber hinaus kann die Zeitarbeit den Zugang zu anderen Wirtschaftszweigen erleichtern. Die Daten zeigen, dass Langzeitarbeitslose durch Zeitarbeit eine höhere Chance haben, Berufserfahrung zu sammeln oder diese wieder aufzufrischen. Durch die zugewonnene Erfahrung kann die Zeitarbeit für ehemalige Langzeitarbeitslose auch als Sprungbrett in andere Wirtschaftszweige dienen, in denen diese ansonsten kaum eine Chance hätten. So ist es für Langzeitarbeitslose beispielsweise besonders schwer, direkt im Verarbeitenden Gewerbe Fuß zu fassen, da hier nur eine deutlich unterproportionale Quote an Beschäftigungsaufnahmen festzustellen ist.
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