Überdurchschnittliche Erfolgsquote privater Personalvermittler

Podiumsdiskussion zum Thema Perspektiven der Personalvermittlung in Zeiten des Fachkräftemangels (v.l.n.r.): Conny Czymoch, Pascal Kober, Katja Mast, Beate Müller-Gemmeke, Paul Lehrieder, Heinz Ostermann.

Die Bedeutung der privaten Personalvermittlung wächst. Dies betonte Holger Schäfer, Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), auf dem Praxistag Personalvermittlung in Berlin. Nutzten 2005 lediglich fünf Prozent der Arbeitgeber bei der Stellenbesetzung private Vermittler, so waren es 2011 bereits 14 Prozent. Der Trend sei weiter steigend, sagte der Arbeitsmarkt-Experte auf der Veranstaltung des Verbandsbereiches Personalvermittlung (VBPV) des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) im Maritim proArte Hotel am Mittwoch, 12. Juni.

Die Erfolgsquote der Unternehmer, die ihre Stellen über Personalvermittler besetzten, liege bei 40 Prozent. Dies sei ein „überdurchschnittlicher Wert“ im Vergleich zu anderen Instrumenten. Die privaten Arbeitsvermittler liegen damit vor der Bundesagentur für Arbeit, so Schäfer.

Thomas Schonscheck, VBPV-Vorsitzender, hatte die rund 100 Teilnehmer aus Politik und aus der Branche bereits zuvor auf das zentrale Thema eingestimmt: „Der Fachkräftemangel wird immer spürbarer.“ Zuwanderung als Lösung werde jedoch momentan überschätzt, meinte IW-Forscher Schäfer. Das Saldo bei Zu- und Abwanderung decke nicht die durch den demographischen Wandel entstehende Lücke: „Der europäische Arbeitsmarkt besteht nur auf dem Papier, in der Realität jedoch nicht.“ Entscheidend – auch für die Personalvermittler – bleibe derzeit der jeweils lokale Arbeitsmarkt.

Eine Rolle spielte das Thema auch bei Mitgliedern des Ausschusses für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag. Die Podiumsdiskussion, unter der Leitung der Journalistin Conny Czymoch, stand unter dem Motto „Perspektiven der Personalvermittlung in Zeiten des Fachkräftemangels“. Einig waren sich alle Abgeordneten, dass die privaten Personalvermittler eine wichtige Ergänzung zur Bundesagentur für Arbeit darstellten und Unternehmen mit ihrer Dienstleistung gerade bei der Sondierung der Bewerber stark entlasteten.

Beate Müller-Gemmeke, Abgeordnete der Grünen, unterstrich, dass Zuwanderung für den Arbeitsmarkt „unumgänglich“ sei: „Die Euro-Krise wird darauf weitere Auswirkungen haben.“ Sie sehe das jedoch ambivalent: „Wir müssen unsere Potenziale in Deutschland heben, denn auch ein Krisenland wie Spanien braucht gut ausgebildete Arbeitskräfte.“

Der „riesige Fachkräftebedarf“ sei mit inländischem Potenzial nicht zu decken, meinte die SPD-Abgeordnete Katja Mast. Sie forderte für die Zuwanderung „ein Punktesystem, wie es die USA und Kanada bereits seit vielen Jahren haben“. Deutschland müsse „klar definieren, welche Fachkräfte wir brauchen“.

Allein auf die Zuwanderung zu setzen, davor warnte der FDP-Abgeordnete Pascal Kober. Zunächst müsse das heimische Arbeitskräftepotenzial ausgeschöpft werden. „Vor allem bei Frauen und Älteren können wir die Beschäftigungsquote erhöhen“, sagte der 41-Jährige: „Wir müssen alle Pfade gleichermaßen beschreiten, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen.“

Paul Lehrieder, CDU/CSU-Berichterstatter im Ausschuss Arbeit und Soziales, bezog sich auf Prognosen für das Jahr 2029: „Dann wird die deutsche Wirtschaft 6,5 Millionen Stellen nicht besetzen können.“ Diese Lücke müsse geschlossen werden. In den hier lebenden Ausländern sah er ein großes Potenzial. Doch die Sprachkompetenz sei momentan teilweise noch ungenügend. Hier forderte er deutliche Verbesserungen. Die Frauen, die gar nicht berufstätig oder nur Teilzeit beschäftigt seien, stellten ebenfalls eine Möglichkeit dar, dem Fachkräftemangel zu begegnen.

An diesem Punkt setzte auch Heinz Ostermann an. Der stellvertretende VBPV-Vorsitzender bedauerte, dass den Personalvermittlern kaum Daten über Frauen vorliegen, die nicht in ihrem Ausbildungsberuf arbeiteten: „Hier könnten wir eine flächendeckende Offensive starten und dieses Potenzial heben.“ Doch dafür müsse die Politik Statistiken erarbeiten.

Erstmalig hat der Verbandsbereich Personalvermittlung des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) zum »Praxistag Personalvermittlung« eingeladen. Diese neue und größte Plattform für Personalvermittler entstand jüngst aus der Integration des Bundesverbandes Personalvermittlung (BPV) in den BAP. Der BPV hat sich seit 1994 für die Belange der Personalvermittlungsbranche eingesetzt. Mit der neu geschaffenen Plattform existiert jetzt ein Netzwerk zur Bündelung der Interessen unter dem Dach des BAP.

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