
„Allein der Ort trägt zum Reflektieren bei“, so der Zukunftsforscher Matthias Horx über die Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main. Auch Fußball sei eigentlich eine Art Zeitarbeit. Horx präsentierte gestern in der „Executive Lounge“ 200 geladenen Gästen fünf Megatrends, die dabei sind, die Arbeitswelt von morgen nachhaltig zu verändern.
Unter dem Motto „Wir haben keine Glaskugel. Wir haben Horx.“ haben die Partner der Branchenkampagne „Die Zeitarbeit: Einstieg. Aufstieg. Wachstum.“ und der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) den deutschen Trend- und Zukunftsforscher eingeladen, um Zeitarbeit aus der gesamtgesellschaftlichen und internationalen Perspektive unterhaltsam betrachtet zu sehen.
Gerhard Lederle, BAP-Regionalsprecher Mitte-West, begrüßte die Kampagnenunterstützer und Gäste auf dem Podium: Franziska Bender, Koordinatorin Fachbereich Steuerung und Beratung, Regionaldirektion Hessen, Agentur für Arbeit; Monika Herb, Senior Management Assistentin, Europäische Zentralbank; Klaus Stein, IG Metall Mannheim, 2. Bevollmächtigter (Geschäftsführer); und den BAP-Vizepräsidenten Mirco Melega.
Matthias Horx erheiterte mit seinem Vortrag das Publikum. Der eine oder andere Zuhörer wurde dabei auch nachdenklich. Es gebe keine linearen Trends, so Horx. Alles hänge voneinander ab, auch die fünf Megatrends untereinander. Megatrends seien rückschlagsfest und eher mit der Champions League zu vergleichen als mit der Bundesliga. Sie verlaufen weltweit anders, stetig doch langsam. Fünf davon würden die Arbeitswelt von morgen bestimmen: Globalisierung, Downaging, Konnektivität, Individualisierung und Frauen.
Selbst Afghanistan und der Irak würden in punkto Rechte von Frauen Fortschritte machen. In Sachen Bildung hätten in Deutschland die Frauen innerhalb von 100 Jahren die Männer überholt. In 6,5 Prozent der Haushalte seien Frauen die Besserverdiener, sonst seien es mit 59,6 Prozent nach wie vor die Männer, die mit ihrer „männlichen Präsenzkultur“ dafür verantwortlich seien, dass Frauen in Führungsetagen selten präsent sind.
Es sei Fakt, dass berufliche Biografien immer fragmentierter würden und, dass Anstellungswechsel zunehmen. Diese seien bereits in den skandinavischen Ländern nicht mehr negativ von der Gesellschaft angesehen. Wichtig sei es, dass die Gesellschaft eine Zeitkultur entwickeln möge, die „Flexicurity“ ermöglicht – eine Mischung aus Freiheit und Sicherheit. Gemischte Teams mit Männern und Frauen seien grundsätzlich erfolgreicher. „Wenn man Frauen integriert, macht dies die Ökonomie robuster.“ In Deutschland würde man im Schnitt 63 Jahre gesund leben. Bei den Japanern liege diese Zahl im Vergleich bei 76 Jahren.
Horx sah ein großes Problem darin, dass die deutschen Bildungssysteme es nicht schaffen, bei Jugendlichen Leidenschaft zu erzeugen. Lebenslanges Lernen klinge fast wie ein schweres Urteil. Weltweit sinke der Anteil der Bitterarmen, gleichzeitig steige der Teil der Besserverdiener global an. In fünf Jahren würde die Arbeitskraft eines chinesischen Arbeiters 2/3 eines amerikanischen Arbeiters entsprechen. Leider seien die Worte „Individualisierung“ und „Veränderung“ in Deutschland negativ besetzt. Doch es sei wichtig für jeden Einzelnen, dass es Veränderungen gebe. Zeitarbeit sei dabei eine Möglichkeit von vielen.
Für den Arbeitsmarkt von morgen sei es wichtig, Teams mit verschiedenen Persönlichkeiten in Firmen zu bilden, damit komplexe Themen mit unterschiedlichen Ansätzen gelöst werden könnten. Grundsätzlich sei Transformation und Fortschritt nur möglich, wenn die Menschen weniger Angst hätten. Zukunftsforscher von heute hätten im Gegensatz zu ihren Vorgängern unzählige Datenmengen zum Vergleich zur Verfügung. Das mache den Blick in die Zukunft und in unterschiedliche Gesellschaften leichter. Und damit auch in die Zeitarbeit, die Horx als einen ganz normalen Teil der Arbeitswelt versteht, wobei dieser wiederum Teil des größten Wirtschaftsbooms aller Zeiten sei, der gerade im Gange sei.
Im Anschluss an den Vortrag diskutierten unter der Moderation von Sven Astheimer, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Gäste und Unternehmer auf dem Podium über die Bedeutung der Zeitarbeit in der Region Frankfurt.
Franziska Bender stellte die Zeitarbeit in konkreten Zahlen vor und betonte die besondere Rolle der Zeitarbeit in der Region. Dabei habe der Flughafen als größter Arbeitgeber vor Ort auch einen hohen Bedarf an Zeitarbeitnehmern. Aufstiegschancen hätten diejenigen, die Zeitarbeit aktiv nutzen, um ein neues Arbeitsverhältnis einzugehen.
Zeitarbeitnehmerin Monika Herb berichtete über ihren Einstieg in die Zeitarbeit. Sie hatte drei Möglichkeiten für Festanstellungen, entschied sich jedoch für eine Beschäftigung in der Zeitarbeit. Man bekomme ausgefallene Jobangebote, wie Büroarbeit für ein iranisches Unternehmen, über die Zeitarbeit, sagte die Senior Management Assistentin.
Von Qualifizierung und Weiterbildung in der Zeitarbeit, so Klaus Stein, sei er angenehm überrascht. Individuelle Fördermaßnahmen würden sehr viel mehr als in tradierten Unternehmen angegangen werden. „Ich könnte mir vorstellen, dass dort insbesondere auch eine weitere herausgehobene Rolle der Zeitarbeit liegt“.
BAP-Vizepräsident Mirco Melega resümierte: „Die Professionalisierung der Zeitarbeitsbranche in den letzten Jahren hat sehr stark damit zu tun, dass die Anforderungen in den globalisierten Märkten gestiegen sind. Die Zukunft der Zeitarbeit liegt darin, dass sie sich weiter diversifiziert, wobei die Zeitarbeit auch sehr stark mit anderen Personaldienstleistungen verbunden ist, wie zum Beispiel die Personalvermittlung. Wir werden sicherlich eine noch stärkere Arbeitsteilung zwischen den internen Personaldienstleistungen, die das Kundenunternehmen selbst erbringt, und den externen Personaldienstleistungen, die die Personaldienstleister erbringen, erleben.“
Im Rahmen der Branchenkampagne „Die Zeitarbeit: Einstieg. Aufstieg. Wachstum.“ wird Matthias Horx demnächst in Berlin, Stuttgart und München seine Mega-Trends und Thesen über die Zukunft der Arbeit präsentieren.
Über „Die Zeitarbeit: Einstieg. Aufstieg. Wachstum.“
Unter dem Titel „Die Zeitarbeit: Einstieg. Aufstieg. Wachstum." hat der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) im Mai 2011 zusammen mit etwa 130 Mitgliedsunternehmen eine auf drei Jahre angelegte Informationskampagne für die Zeitarbeit gestartet. Mit der Initiative möchten der Ver-band und die Zeitarbeitsunternehmen den Nutzen und die Vielfalt der Branche kommunizieren und der Zeitarbeit eine deutlichere Stimme geben. Ziel ist es, über die positiven Effekte für die deutsche Wirtschaft und die Zeitarbeitnehmer zu informieren. Mehr über die Kampagne unter www.einstieg-aufstieg-wachstum.de
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