
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
so kann man sich täuschen: In meiner Weihnachtsmail vom letzten Jahr hatte ich gehofft, dass 2022 ein gutes Jahr für unsere Branche werden könnte, wenn wir denn nur die Corona-Pandemie in den Griff bekommen würden. Doch das Corona-Virus grassiert immer noch, und dann kam im Februar der völkerrechtswidrige russische Überfall auf die Ukraine und mit ihm das, was Bundeskanzler Olaf Scholz als "Zeitenwende" bezeichnet hat. Seitdem haben wir wieder Krieg in Europa mit zigtausend Toten, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Folgen dieses Krieges bekommen wir alle zu spüren: Wir haben eine Inflationsquote wie seit 1951 nicht mehr und eine Energiekrise, wie einige von uns sie zuletzt 1979/1980 mit der sogenannten Zweiten Ölkrise erlebt haben. Damals stieß das Ölembargo die Industrienationen in eine tiefe Rezession. Ob sich die jetzige Energiekrise ähnlich auswirken wird, vermag momentan niemand mit Sicherheit zu beantworten. Aber es mehren sich die Zeichen, dass es wohl nicht so schlimm kommen wird, wie im Spätsommer befürchtet, und Deutschland eventuell mit einem blauen Auge davonkommen könnte.
Dass sich unsere Branche trotz dieser Lage so stabil gehalten hat, ist eine gute Nachricht. Wir verzeichnen Zuwächse – sowohl beim Umsatz als auch beim Personal, selbst wenn auch für uns als Expert:innen die Gewinnung neuer Mitarbeiter:innen angesichts des (Fach-)Kräftemangels immer schwieriger wird. Deswegen wirbt der BAP intensiv dafür, dass die Fachkräftezuwanderung für die Zeitarbeit geöffnet wird. Leider haben wir bei diesem Thema mit SPD und Grünen zwei von drei Koalitionspartnern gegen uns. Der Ausgang unseres Werbens ist folglich ungewiss, selbst wenn es uns gelungen ist, dass der Bezug von Kurzarbeitergeld für Zeitarbeitskräfte bis Mitte nächsten Jahres verlängert wurde. Ebenso ungewiss ist, was das Bundesarbeitsgericht aus der EuGH-Entscheidung zum Thema Gesamtschutz von Zeitarbeitskräften machen wird und ob das Bundesarbeitsministerium diese Entscheidung zusammen mit dem doch recht tendenziösen Bericht zur AÜG-Evaluation zum Anlass nimmt zu versuchen, uns weitere rechtliche Daumenschrauben anzulegen. Das nächste Jahr könnte unsere Branche also vor einige Herausforderungen stellen. Dazu gehört auch, einen Tarifabschluss mit den Gewerkschaften hinzubekommen, deren Forderungen ich nur als aberwitzig bezeichnen kann.
Deswegen ist es gut und richtig, dass wir mit iGZ darüber sprechen, zusammen einen gemeinsamen Verband für unsere Branche auf die Beine zu stellen. Unsere Gespräche verlaufen sehr konstruktiv und lösungsorientiert, so dass ich mir sicher bin, dass wir 2023 einen großen Verband bekommen werden, der die Interessen der Personaldienstleister mit noch mehr Nachdruck vertreten kann. Und der Ihnen aufgrund seiner höheren Schlagkraft noch mehr Unterstützung bei Ihrer täglichen Arbeit bieten kann!
Ihnen, Ihren Familien und Freund:innen wünsche ich besinnliche Weihnachtstage und einen guten Start in das neue Jahr.
Ihr
Sebastian Lazay
Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister
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