05.10.2015 | Ex-Minister Clement warnt vor weiteren Regulierungen in der Zeitarbeit

BAP Nachricht des Tages

Wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, will die Regierung die Zeitarbeitsbranche weiter regulieren. Angesichts steigender Zahlen bei den Flüchtlingen und Asylbewerbern, die Deutschland erreichen, muss der Arbeitsmarkt jedoch flexibel bleiben, damit deren Integration erfolgreich ist. Dies könne nur gelingen, wenn die Branche nicht weiter eingeschränkt werde. Dafür spricht sich der ehemalige Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit und heutige Kuratoriumsvorsitzende der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), Wolfgang Clement, in einem Gastbeitrag im „Tagesspiegel“ aus.

„Jetzt die Zeitarbeit wieder zurechtzustutzen, wie es der Berliner Koalitionsvertrag vorsieht, und regulierend weiter einhegen zu wollen ist genau der falsche Weg“, so Clement weiter. Gerade die Arbeitnehmerüberlassung bringe Flexibilität, schaffe zusätzliche Arbeitsplätze und helfe, die Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Werde die Branche jedoch weiteren Einschränkungen unterworfen, gingen womöglich „die so geschaffenen Arbeitsplätze alsbald wieder verloren“, schreibt der ehemalige Minister dazu im „Tagesspiegel“. So resultiere die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt auch von flexiblen Beschäftigungsmöglichkeiten. Clement weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass die Branche sowohl über Tarifverträge verfüge als auch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung „mit vollem Kündigungsschutz, Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“ biete. „Ordentliche Branchenzuschläge“ in den wichtigsten Branchen wie der Metall- und Elektroindustrie führten zudem dazu, dass „es sich um alles andere als einen Arbeitsplatz zweiter Klasse“ handele.

Clement verweist insbesondere darauf, dass der Anteil flexibler Beschäftigungsformen zwischen 2006 und 2013 nicht zugenommen hätte und zudem die „Normalarbeitsverhältnisse“ von 41 auf 45 Prozent angestiegen seien. Somit habe „die Flexibilisierung keine Arbeitsplätze in Mitleidenschaft gezogen, sondern zusätzliche Beschäftigung geschaffen“, heißt es weiter im „Tagesspiegel“.

Abschließend bemängelt der ehemalige Minister, dass es noch immer viele Schulabgänger ohne Abschluss und Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung gebe. Damit befände sich das deutsche Bildungssystem nicht „auf der Höhe der Zeit“ und benachteilige Kinder und Heranwachsende aus „bildungsfernen Schichten“. So fordert Clement: „Ohne grundlegende Reformen unseres Bildungswesens geht es nicht. Erst recht nicht angesichts der vielen tausend jungen Leute, die jetzt auf dem Fluchtwege in unser Land kommen. Es gibt keine Investition, die mehr Rendite bringt – für den Einzelnen, aber auch für die Staatskassen.“

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