
Die Personaldienstleister stehen vor großen Herausforderungen durch die Digitalisierung und den zunehmenden Fachkräftemangel. Die Regionalkonferenz WEST "ARBEIT & PERSONAL" des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP) legte einen besonderen Schwerpunkt auf diese zentralen Zukunftsthemen und mögliche Lösungsstrategien für die Branche. Die Veranstaltung im Kameha Grand Bonn bot den rund 200 Teilnehmern hierzu ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm, das von Prof. Dr. Katrin Prüfig moderiert wurde.
Der BAP-Repräsentant West, Helmut Hoffmann, eröffnete die Veranstaltung mit einem Blick auf die aktuelle Situation der Branche: "Wir benötigen die Personaldienstleistungen auch in Zukunft", betonte Hoffmann, "denn was Flexibleres gibt es nicht." Der Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, Jürgen Hindenberg, empfahl in seinem Grußwort an die Personaldienstleister, "dass sich diese nicht einigeln dürfen".
Die Zuhörer, die sich in Zeiten des Fachkräftemangels fragen, wie sie die so wichtige Generation der Millennials gewinnen und binden können, erhielten Antworten von der Generationenforscherin Dr. Steffi Burkhart. Sie überraschte die Gäste mit Einsichten in die Denkweisen der jungen Generationen. In Bezug auf künftige Arbeitswelten prognostizierte Burkhart: "Bis 2030 werden vermutlich 40 Prozent der Arbeitnehmer Projektarbeiter sein".
Seltene, exklusive Einblicke in die Prüfpraxis der Finanzkontrolle Schwarzarbeit gewährte Zollamtmann Dirk Wesenberg. Welche Faktoren es zu beachten gibt, wie Kontrollen ablaufen und wie viele Kontrollen überhaupt durchgeführt werden, dazu gab Wesenberg detailliert Auskunft.
Für die Zuhörer, die gern rechtlich auf dem neuesten Stand sind, bot der Vortrag von Elena Irnsperger und Alexander Schalimow aus der BAP-Rechtsabteilung Wissenswertes für den Arbeitsalltag. Der Fokus des Fachvortrags lag neben der Beschäftigung von Ausländern in der Zeitarbeit und dem Befristungsrecht auch beim Urlaubsrecht. Zu den laufenden Tarifverhandlungen konnten die Vortragenden ebenfalls Auskunft geben.
Wer die Herausforderungen eines immer anspruchsvoller werdenden Berufsalltags gut meistern will, der sollte mit dem richtigen Mix aus Karriere, Liebe und Lebensart besser durchs Leben kommen. "Nur wenn es dir gut geht, kannst du in der Welt dein Bestes geben", lautete ein Ratschlag von Ralph Goldschmidt, der die Zuhörer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mit der Ansage "Shake Your Life!" mitnahm.
Eine aktuelle Zwischenbilanz zur Branchenentwicklung in der Region West seit der AÜG-Reform zog Dr. Thomas Schleiermacher vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Die Faktoren konjunktureller Abschwung, internationale Handelskonflikte, spezielle Branchenentwicklungen, Fachkräftemangel und die AÜG-Reform machen den Zeitarbeitsunternehmen das Leben republikweit schwer. "Diese Entwicklung hat Sie schon getroffen oder wird Sie noch treffen - das ist sicher." Ein weiteres Anzeichen für einen grundlegenden Wandel ist aber auch der Wandel der Arbeitswelt. Dr. Schleiermacher stellte die überleitende Frage zur anschließenden Podiumsdiskussion: "Können wir das konjunkturelle Tal nicht auch abfedern, indem wir uns dem Wandel der Arbeitswelt stellen?"
Wozu die Personaldienstleister auch künftig dringend benötigt werden, darüber diskutierten Dr. Oliver Stettes, IW Köln, Johannes Klapper, Bundesagentur für Arbeit, und Georg Fabian, Chemion Logistik GmbH. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Zeitarbeit auch künftig gebraucht werde. "Die Zeitarbeitsbranche ist ein wichtiger Überbrückungshelfer für Menschen mit eher schwierigen Lebensläufen in den Arbeitsmarkt. Doch muss Zeitarbeit auch weiterhin Nutzen stiften", erläuterte Klapper. Dazu gehöre es gegebenenfalls auch, neue Wege zu gehen und neue Kooperationen für Mitarbeiterqualifikationen zu bilden. Dem schloss sich auch Fabian an: „Zeitarbeit ist auch zukünftig zwingend notwendig, aber sie muss sich breiter aufstellen und ihr Portfolio erweitern, beispielsweise im Bereich Personalvermittlung von qualifiziertem Personal, denn Firmen brauchen auch Führungskräfte!“ Und Dr. Stettes ergänzte: "Die Zeitarbeit hat einen wesentlichen Beitrag zum Abbau von Arbeitslosigkeit geleistet. Und für Kundenunternehmen ist sie ein Versicherungspuffer gerade in schwierigen Zeiten, denn sie verfügt über die entscheidenden Erfahrungen in der Personalbeschaffung. Dies muss aber auch politisch gewollt sein. Davon hängt ihre Zukunft ab."
Fotos: © BAP; Fotograf Alex Muchnik/eventfotograf.in
Erstellt: Uhr