
Seit vielen Jahren bietet das ES-Unternehmerforum für Personaldienstleister eine Plattform, bei der die Branchenexperten zusammenkommen, um sich hier über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Zeitarbeit auszutauschen. Unter dem Titel "Personalmangel – können Personaldienstleister von der Fachkräfteeinwanderung profitieren?" sprach Sebastian Lazay, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP), beim 13. ES-Unternehmerforum in Bad Nauheim über dieses brandaktuelle Thema.
Arbeitsmarkt ist Bewerbermarkt
Lazay erläuterte zunächst die Ausgangslage am deutschen Arbeitsmarkt und machte deutlich, wie sehr sich dieser mittlerweile zu einem Bewerbermarkt entwickelt habe. So steige die Vakanzzeit, also die Zeit, die benötigt wird, um eine freie Stelle zu besetzen, seit 2012 kontinuierlich an und läge mittlerweile bei durchschnittlich 113 Tagen. Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen könnten offene Stellen dabei längerfristig nicht besetzen, da sie keine passenden Arbeitskräfte finden würden. Die gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften sei daher zwingend erforderlich, denn diese würden benötigt, um die Unternehmen und damit auch die Wirtschaft und den Wohlstand des Landes zu sichern.
Recruiting wird Kernthema
Daher werde Recruiting zunehmend zu einem Kernthema für die Wirtschaft, wobei ein wichtiger Kanal des Recruitings die Personalsuche im Ausland sei. Dabei suchten Unternehmen häufig nach Unterstützung bei der schwierigen Suche. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügten jedoch häufig nicht über die Ressourcen in ihren Personalabteilugen, um im Ausland nach Fachkräften zu suchen. Daher "könnten hier die Personaldienstleister eine Drehscheibenfunktion übernehmen, um die Betriebe passgenau mit Fachkräften zu unterstützen." Mit ihrer Hilfe könnten so auch kleinere Unternehmen Fachkräfte im Ausland rekrutieren.
Entwurf des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes diskriminiert Zeitarbeit
Die Bundesregierung habe den Entwurf eines Fachkräfteeinwanderungsgesetzes vorgelegt, das ab April im Bundestag beraten und noch vor der parlamentarischen Sommerpause verabschiedet werden solle. Zwar klängen Ziel und Inhalt des Gesetzesentwurfs zunächst begrüßenswert, aber auch dieser beharre unverändert für ein Rekrutierungsverbot von Drittstaatsangehörigen für die Zeitarbeit, prangerte Lazay an. Sollte das Gesetz in der aktuellen Fassung beschlossen werden, würden Drittstaatsangehörige also weiterhin keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, wenn sie in der Zeitarbeit beschäftigt sein möchten.
Sollte sich nicht noch etwas am Gesetzentwurf ändern, vertut die Bundesregierung eine enorme Chance für die deutsche Wirtschaft. Die Zeitarbeitsbranche könnte mit ihrem Know-how und ihren Kapazitäten die KMU bei der Rekrutierung unterstützen bzw. diese Aufgabe übernehmen. Daher schadet die Diskriminierung der Zeitarbeit vor allem der deutschen Wirtschaft, denn schließlich bilden die kleinen und mittleren Unternehmen ihren Kern. Darüber hinaus riskiert die Regierungskoalition im 'war for talents' auch einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderem Ländern.
BAP-Präsident
Der BAP werde sich daher weiterhin vehement für eine Gleichbehandlung der Zeitarbeit einsetzen. Das aus einer Zeit mit großer Arbeitslosigkeit stammende Verbot für die Zeitarbeit, Arbeitnehmer im Nicht-EU-Ausland zu rekrutieren, müsse durch die für alle anderen Wirtschaftszweige geltende Regelung ersetzt werden, forderte Lazay.
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