23.04.2019 | "Das konjunkturelle Umfeld spielt eine ganz entscheidende Rolle"

Thomas Hetz, BAP-Hauptgeschäftsführer
Thomas Hetz, Foto: Sandra Wildemann

Wie aus einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, ist die Zahl der Zeitarbeiter in Deutschland im vergangenen Jahr merklich gesunken. Ende 2018 waren 773.000 Menschen in der Branche tätig und somit rund 94.000 weniger als im Jahr zuvor. Gleichzeitig ging die Zahl der gemeldeten Stellen aus der Zeitarbeit zurück. Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP), ordnet diese Zahlen im Interview mit personaldienstleister.de ein. 

Personaldienstleister.de: Die Automobilbranche schwächelt und mit der Wirtschaft in Deutschland steht es auch nicht mehr ganz so gut wie in den Jahren zuvor: Wie wirkt sich das auf die Zeitarbeitsbranche aus, bei der Flexibilität zum  Kerngeschäft gehört und die als erste unter Umbrüchen leidet?

Thomas Hetz: Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die die aufsichtführende Behörde für unsere Branche ist, zeigen, dass wir bei den Zeitarbeitskräften einen Rückgang um knapp 10 Prozent haben. Die Zeitarbeit scheint also ihrem Ruf als Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung einmal mehr gerecht zu werden.

Personaldienstleister.de: Was sind die aktuellen Schwierigkeiten?

Thomas Hetz: Noch haben wir in vielen Bereichen eher Probleme damit, Mitarbeiter zu finden, sodass BAP-Mitgliedsunternehmen schon mangels Personal Aufträge absagen mussten. Der demografische Wandel macht sich also in der letzten Zeit immer stärker bemerkbar.

Personaldienstleister.de: Was kommt da noch auf die Branche zu, wenn immer mehr Autohersteller und Zulieferer sich von ihren Leiharbeitern trennen?

Thomas Hetz: Die Zeitarbeitskräfte kommen zu den Personaldienstleistern zurück, bei denen sie ja ihren Arbeitsvertrag haben. Und es ist Aufgabe der Zeitarbeitsunternehmen, für diese Mitarbeiter neue Einsätze zu finden. Angesichts der Personalengpässe auf dem gesamten Arbeitsmarkt sollte das auch in den meisten Fällen gelingen – es sei denn, wir geraten in einen richtigen Abschwung.

Personaldienstleister.de: Wie sieht der Ausblick für die kommenden Monate aus?

Thomas Hetz: Das hängt sehr davon ab, wie sich die Konjunktur weiter entwickelt. Momentan senken fast alle Wirtschaftsinstitute die Wachstumsprognosen für 2019. Noch bewegen wir uns aber nur im Bereich der Prognosen, Genaueres werden wir also erst in ein paar Monaten sagen können.

Personaldienstleister.de: Und wie wirken sich die gesetzlichen Änderungen aus dem April 2017 heute auf die Branche aus?

Thomas Hetz: Das lässt sich aktuell nicht mit Sicherheit beantworten. Dass das konjunkturelle Umfeld aber eine ganz entscheidende Rolle spielt, zeigt sich gerade am Automotiv-Bereich: Dank Branchenzuschlagstarifverträgen und einer tariflich vereinbarten Höchstüberlassungsdauer von 48 Monaten spielen die neuen gesetzlichen Regelungen mit gesetzlichem Equal Pay und einer Überlassungsgrenze von 18 Monaten keine entscheidende Rolle – und trotzdem ist in diesem Bereich Zeitarbeit gerade rückläufig.

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