30.04.2020 | Bundesagentur für Arbeit: Betriebe melden für 10 Millionen Menschen Kurzarbeit an

BA-Zentrale
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++ Aktuelle BA-Zahlen: 36,4 Prozent der Zeitarbeiter in Kurzarbeit - Arbeitskräftenachfrage bei Personaldienstleister geht deutlich zurück ++

Die heute veröffentlichte neue monatliche Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) meldet einen Anstieg der Arbeitslosenzahl im Vergleich zum März um 308.000 auf insgesamt 2,644 Millionen Menschen. Die Arbeitslosenquote stieg saisonuntypisch um 0,7 Punkte auf 5,8 Prozent. Durch die Corona-Pandemie gerate der Arbeitsmarkt stark unter Druck, sagte BA-Chef Detlef Scheele. "Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern ist regelrecht eingebrochen."

Deutschlands Unternehmen haben in der Coronakrise bis zum 26. April zudem für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet – eine im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten nie da gewesene Zahl. Während der Rezession 2008/2009 wurden bei den Arbeitsagenturen für 3,3 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. In der Zeitarbeit liegt der Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit bei 36,4 Prozent für die Monate März und April.

Im Februar 2020 gab es in der Zeitarbeit 681.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind ca. 77.000 (-10,1 Prozent) weniger gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Auswirkungen der Coronakrise sind hier noch nicht berücksichtigt.

Personaldienstleister melden der BA weniger Stellen

Der Stellenindex der BA, der die bei der BA gemeldeten Stellenangebote einordnet, meldet eine deutlich gesunkene Arbeitskräftenachfrage in Deutschland. Der Indikator sank von März auf April 2020 um 19 Punkte auf 94 Punkte und liegt damit erstmals seit Juni 2015 unter dem Referenzwert. Fast die Hälfte des Rückgangs geht auf die abnehmende Nachfrage von Zeitarbeit (-57 Prozent) und dem Verarbeitenden Gewerbe zurück. Aus diesen Wirtschaftszweigen sind um jeweils gut ein Viertel weniger Stellen gemeldet als im Vorjahr. Insgesamt gehen circa 28 Prozent aller gemeldeten Stellen auf Zeitarbeitsunternehmen zurück.

IAB-Arbeitsmarktbarometer mit beispiellosem Rückgang

Die monatliche Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen, die in den Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mündet, ergab einen historisch negativen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Der Frühindikator des IAB stürzte im April gegenüber dem Vormonat um 6,8 Punkte ab. Mit 93,5 Punkten weist der Barometer damit den niedrigsten Wert seit seinem Bestehen auf. Der Rückgang ist beispiellos – das gilt sowohl für das Arbeitsmarktbarometer insgesamt wie für seine Einzelkomponenten, die Arbeitslosigkeitsentwicklung und den Beschäftigungsausblick.

"Zehn Jahre lang ging es mit der Beschäftigung in Deutschland steil bergauf. Dieser Trend wurde jetzt abrupt unterbrochen […] Kurzarbeit wird zwar viele Jobs retten, aber dennoch erwarten die Arbeitsagenturen in den nächsten Monaten eine stark steigende Arbeitslosigkeit", sagt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen".