29.09.2014 | brand eins: Zeitarbeitsbranche resozialisiert Ex-Häftlinge

Für ehemalige Häftlinge stellt die Zeitarbeitsbranche einen Weg zurück ins Berufsleben dar. Darauf weist der Beitrag „Einen Vorschuss bitte“ in der neuen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „brand eins“ lobend hin. Generell sei es für entlassene Ex-Straftäter sehr schwierig, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Viele Ex-Häftlinge kämen zunächst nur bei sozialen Initiativen unter, die einen expliziten Auftrag zur „zweiten Chance“ haben. Da die Zeitarbeitsfirmen die Verantwortung für die Personalauswahl tragen, sinke die Hemmschwelle von Unternehmen, Ex-Häftlinge zu beschäftigen. Daher führe der Weg zurück zu einer festen Stelle häufig über die Zeitarbeit, wird Ralf Pretz vom Verein Haftentlassenenhilfe in Hessen in dem Bericht zitiert.

Im Gegensatz zu vielen Unternehmen, die Bewerber nach der Verbüßung einer Gefängnisstrafe häufig ablehnten, eröffneten Personaldienstleister sozialen Einrichtungen, die sich um Straftäter kümmern, die Möglichkeit, schon vor der Entlassung ihrer Klienten anonymisierte Bewerberprofile einzureichen.

Unterschiedlich gehandhabt wird in der Zeitarbeit die Frage, ob die Bewerber über die Haftzeit informieren müssen. Steffen Wilke-Stern vom Personaldienstleister Vissio Servicegroup in Berlin und Vizepräsident des BAP hat gute Erfahrungen mit straffällig gewordenen Facharbeitern gemacht. „brand eins“ zitiert Wilke-Stern: „Wir fragen nicht nach dem Delikt. Das dürfen wir ja auch gar nicht, so wie wir nicht nach einer Schwangerschaft fragen dürfen. Bei uns zählt die Leistung“. Andere Zeitarbeitsfirmen erwarten dagegen, dass die Delikte angesprochen werden. „Wir müssen wissen, für wen wir uns einsetzen“, sagt die Mitarbeiterin eines Personaldienstleisters, die anonym bleiben möchte, gegenüber dem Magazin.

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