In der aktuellen Ausgabe führte der „Personaldienstleister“ (PD) ein Interview mit Ingrid Hofmann,
BAP-Vorstandsmitglied und Vorsitzende der Verbandsarbeitsgruppe Integration, Geschäftsführende Gesellschafterin der I.K. Hofmann GmbH
(PD): Frau Hofmann, die Integration von Geflüchteten gilt als eine der großen Herausforderungen für Deutschland. Stellen sich die Personaldienstleister dieser Herausforderung?
Hofmann: Ja, doch die Herausforderungen sind groß. Das allergrößte Problem sind die mangelnden Sprachkenntnisse. Wer Arbeitsanweisungen und Schutzmaßnahmen nicht versteht, kann nicht in Arbeit vermittelt werden. Da können wir nicht großzügig sein, da wir für die Gesundheit der Menschen verantwortlich sind. Trotzdem sind es die Personaldienstleister, die an der Arbeitsmarktintegration den größten Anteil haben. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) haben in der Zeit vom Dezember 2015 bis November 2016 41.600 Personen aus den zugangsstärksten Asylzugangsländern ihre Arbeitslosigkeit beendet. 28.200 kamen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Von diesen konnten 6.100 in der Arbeitnehmerüberlassung unterkommen, also 20 Prozent. Das ist eine respektable Leistung, die leider die Politik nicht angemessen würdigt.
PD: Am Anfang hatten viele, auch in der Wirtschaft, die Hoffnung, dass die Geflüchteten den demografisch bedingten Fachkräftemangel schließen könnten. Inzwischen ist deutlich Ernüchterung eingetreten. Wie schätzen Sie das ein?
Hofmann: Die Erwartung, man könne so dem Fachkräftemangel entgegentreten, hatte ich nie. Der Umgang mit Menschen aus den acht anerkannten Flüchtlingsländern ist uns ja schon seit Jahren vertraut. Sie kamen auch schon vor 2015, aber nicht in dieser großen Anzahl. Die BA hat darauf hingewiesen, dass rund 80 Prozent der Flüchtlinge nicht formal qualifiziert sind. Ohne anerkannte Zeugnisse können wir aber nur Helfertätigkeiten anbieten, ansonsten trifft uns das Auswahlverschulden, wenn z.B. ein Mitarbeiter einen Unfall hat.
PD: Welche sind die größten Schwierigkeiten, auf die Personaldienstleister bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt stoßen?
Hofmann: Das hängt davon ab, welche Instrumentarien dem jeweiligen Unternehmen zur Verfügung stehen. Wir bieten z.B. in unseren beiden Akademien, die AZAV zertifiziert sind, Deutschkurse an. Wenn die Deutschkenntnisse ausreichend sind, können wir auch kleinere Qualifizierungen umsetzen wie z.B. einen Gabelstaplerschein.
PD: Was sagen Sie zu der Unterstellung, Ihre Branche würde die Geflüchteten doch nur als billige Arbeitskräfte ausnutzen?
Hofmann: Das ist Unsinn. Grundsätzlich ist es richtig, den jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Flüchtlinge müssen aber zunächst überzeugt werden, dass eine Ausbildung sinnvoll ist, und man muss gemeinsam herausfinden, welche Ausbildung passen könnte. Die meisten möchten so schnell wie möglich arbeiten, da sie finanzielle Verpflichtungen haben. Sie brauchen Sprach- und Mathematikkenntnisse, um überhaupt eine duale Ausbildung hier absolvieren zu können. Zudem benötigt man den passenden Ausbildungsbetrieb etc. Auch wir haben bereits der ortsansässigen Handwerkskammer Flüchtlinge vermittelt, von denen wir glauben, dass sie eine Ausbildung schaffen könnten. Letztlich muss die Praxis zeigen, was wirklich umsetzbar ist. Ich meine, dass aneinandergereihte Einsätze in der Zeitarbeit ebenfalls eine Art Qualifikation sind. Je länger jemand in Arbeit ist, umso eher kann er sein Deutsch verbessern. Jeder Einsatz bedeutet eine erweiterte Berufserfahrung.
Eines möchte ich noch ergänzen, was mich besonders umtreibt: Was ist mit den geflüchteten Frauen? Hier ist ganz besonders großer Handlungsbedarf. Nur wenn wir es schaffen, die Frauen und Mütter zu integrieren, werden auch die Kinder die bestmöglichen Chancen auf eine gute Zukunft bei uns haben.
PD: Frau Hofmann, herzlichen Dank für dieses Gespräch.
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