
++ ifo: Verbesserte Konjunkturerwartungen bei Personaldienstleistern – IAB: Unternehmen kämpfen um Mitarbeiter – bisher deutlich weniger Entlassungen als 2009 ++
Der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im Mai nach den historischen Tiefstwerten im April merklich verbessert. Die ifo-Konjunkturumfragen ergaben in allen Sektoren eine verbesserte Stimmungslage. Daher kletterte der Index im Mai auf 79,5 Punkte nach 74,2 Punkten im April. Auch die Dienstleister schätzten ihre aktuelle Lage etwas besser ein. Bei Personaldienstleistern steigen Geschäfts-, Umsatz- und Beschäftigtenerwartungen im Vergleich zum Vormonat deutlich, auch wenn die Umfragen eine weiterhin sinkende Geschäftslage abbilden. Ebenso sinken weiterhin die Preiserwartungen für Personaldienstleistungen seit Februar kontinuierlich.
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) fällt im Mai auf einen neuen Tiefstwert von 20 Punkten, nachdem der Wert im April für das zweite Quartal noch bei knapp 37 Punkten lag. Laut DIW dürfte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um mehr als zehn Prozent gegenüber dem ersten Vierteljahr einbrechen. Allerdings nehme die Wirtschaft im Zuge erster Lockerungsmaßnahmen und aufgrund verbesserter Geschäftserwartungen der Unternehmen wieder Fahrt auf. „Der Einbruch ist aber drastisch und eine vollständige Erholung wird sehr lange auf sich warten lassen“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet für die gewerbliche Wirtschaft, die die Bereiche Industrie, Bau sowie Handel und Dienstleistungen umfasst, im April einen gesunkenen Umsatz von 13,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Der Umsatzrückgang setzt sich damit deutlich fort, denn auch im März war bereits ein Rückgang von -7,5 Prozent zum Vormonat festzustellen. Diese Entwicklung zeigt ein neuer experimenteller Frühindikator für die Konjunkturentwicklung der gewerblichen Wirtschaft, der aus den monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen ermittelt wird.
IAB: Unternehmen versuchen noch auf Entlassungen zu verzichten
Das IAB-Arbeitsbarometer, das monatlich Arbeitsagenturen zur künftigen Beschäftigungsentwicklung befragt, weist im Mai mit 93,8 Punkten immer noch auf eine deutliche Verschlechterung des Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. Im Vergleich zum Vormonat stieg der Frühindikator allerdings um 0,4 Punkte. „Der Einbruch am Arbeitsmarkt setzt sich fort, wenngleich nicht mehr mit derselben Dramatik wie in den letzten zwei Monaten. Die Talsohle ist noch nicht erreicht“, sagt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
In einer weiteren Studie hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Reaktionen der Betriebe auf den Corona-Shutdown Mitte März analysiert. Demnach wurde in den ersten zwei Wochen nach dem Shutdown zuerst die Zahl der offenen Stellen reduziert. Große Entlassungswellen seien noch nicht zu beobachten. „Kündigungsfristen, Kurzarbeitergeld und die Ankündigung vielfältiger Stützungsmaßnahmen bremsen zunächst drohende Beschäftigungsverluste. Sie können sie aber natürlich weder vollständig noch dauerhaft aufhalten“, erklären die IAB-Forscher. Sie weisen darauf hin, dass es bereits vor der Coronakrise aufgrund einer abgeflauten Konjunktur zu einer sinkenden Personalnachfrage kam und daher negative Effekte nicht ausschließlich der Krise zuzuordnen sind.
Bei einem Vergleich der aktuellen Krise mit der Finanzkrise 2009 stellt das IAB fest, dass sich die Zahl der Entlassungen in Vergleich zur Kurzarbeitsnutzung bislang in Grenzen hält. Der Fakt, dass alle Branchen bis dato sehr viel stärker auf Kurzarbeit als auf Entlassungen setzen, zeige, dass die Betriebe bisher ganz überwiegend gewillt sind, ihr Personal zu halten, so die IAB-Forscher. Deutlich wird dies bei den Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen die Zeitarbeit zählt. Hier liegt der Anteil der zusätzlichen Arbeitslosmeldungen in den Monaten März und April 2020 noch deutlich unter einen Prozent der dort Beschäftigten. Zum Vergleich: In der Krise 2009 waren bei den Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern mit Abstand die meisten Zugänge in Arbeitslosigkeit relativ zur Beschäftigung zu beobachten mit über 7 Prozent.