26.09.2019 | 9. Thementag Personalvermittlung

Digitalisierung und Automatisierung verändern in hohem Tempo die Arbeitswelt. Die Akteure am Arbeitsmarkt sind nahezu täglich mit neuen Trends und Herausforderungen konfrontiert. Zunehmende Personalengpässe setzen gleichzeitig die Unternehmen stark unter Druck. Wie können Personaldienstleister mit dem Transformationsprozess Schritt halten? Inwieweit sollten Politik und Forschung sie dabei begleiten?

Antworten auf diese Fragen gab der 9. Thementag Personalvermittlung des Verbandsbereichs Personalvermittlung (VBPV) des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) unter dem Titel "Fachkräfte im Fokus: Strategien aus Politik, Forschung und Praxis".

Begrüßt wurden die rund 170 Gäste im Berliner Humboldt Carré von Raymond Homo, dem Gastgeber und langjährigen Vorsitzenden des VBPV, sowie der Moderatorin Tijen Onaran, Unternehmerin und Gründerin "Global Digital Women".

Digitale Arbeitswelt: Verpasst die Politik die Fachkräftesicherung?

Über die politischen Gestaltungs- und Handlungsfelder in einer neuen Arbeitswelt diskutierten Jana Schimke MdB (CDU) und Dieter Janecek MdB (Bündnis 90 / Die Grünen). Politik habe die Rolle, die Rahmenbedingungen für die Fachkräftesicherung zu gestalten, stellte Jana Schimke fest. "Wir sorgen dafür, dass die neue Arbeitswelt auch rechtlich abgedeckt ist", so Schimke weiter. "Das Problem, das wir in den Betrieben haben, Mitarbeiter weiter zu qualifizieren, um so den Wandel der Arbeitswelt zu begleiten - auch mit dem eigenen Geschäftsmodell zu begleiten - das wiederum ist vornehmlich Aufgabe der Betriebe."

Woher sollen aber die fehlenden Fachkräfte kommen? Deutschland habe hohe Standards bei der Rekrutierung von Kräften aus dem Ausland. Diversität sei eine große Stärke in Deutschland, erklärte Janecek. Er stellte die Frage, wie attraktiv Deutschland überhaupt für Fachkräfte aus dem Ausland ist. "Man hört immer wieder aus den Unternehmen, dass es nicht einfach ist, wenn man Fachkräfte identifiziert hat, diesen auch einen verlässlichen Rahmen zu bieten, sodass sie bei uns auch eine verlässliche Perspektive haben", erklärte Janecek. Diese Hürde gelte es jedoch zu überwinden. "Wir sind eine alternde Gesellschaft, d. h. wir werden Fachkräfte brauchen, wir kriegen es aus eigenem Reservoir aktuell nicht hin", so Janecek.

Job & Karriere: Generationen-Wertewandel von Babyboomer bis Z

Wie attraktiv sind die Unternehmen im In- und Ausland überhaupt für die Bewerber? Im Vortrag der Generationenforscherin Dr. Steffi Burkhart ging es um die passgenaue Ansprache der sog. Millennials. "Die Top-Talente erwarten vier Dinge von einem attraktiven Arbeitgeber: Impact, Purpose, Experimentieren und Unternehmensbeteiligung", sagte sie in ihrem Vortrag. Eine wichtige Frage sei auch, nach welchen Talenten die Unternehmen überhaupt suchen sollten? Da die Jobs von morgen heute noch gar nicht existierten, ginge es eher um die Suche nach Potenzialen, betonte Burkhart.

Welche Potenziale haben im sog. "War of Talents" die Generation der Babyboomer zu bieten? Darauf ging Helmut Muthers in seinem Vortrag ein. Sein Fazit lautete, dass die Babyboomer noch nicht zum alten Eisen gehören und es angesichts einer steigenden Lebenserwartung unsinnig sei, Mitarbeiter ab 50plus nicht mehr weiterzubilden oder gar ganz abzuschieben.

Recruiting: Aktive Kandidatenansprache im Social Web

Den Abschluss des Vortragsprogramms bildete ein Einblick in die Rekrutierungspraxis im Social Web. Alexander Falkenberg, Geschäftsführer der AENEAS Group, Norman Wehner, Frank Recruitment Group, und Florian Bruhns, KWS Gruppe, diskutierten mit der Moderatorin über die aktive Kandidatenansprache mittels verschiedener Social Media Kanäle. Dabei fiel häufig das Stichwort "Authentizität der Unternehmen", was bedeutet, dass die Arbeitgebermarke in sich stimmig sein muss, um die Bewerber zu überzeugen.

Die Profile, bspw. bei Karriereplattformen wie Xing oder LinkedIn, der eigenen Unternehmensmitarbeiter seien ein sehr wichtiges Instrument beim Recruiting. Führungskräfte müssten hier mit gutem Beispiel voran gehen und aktiv die Social Media Kanäle nutzen. Dass Personaldienstleister dabei die Rolle eines Botschafters für die Unternehmen und deren Kultur gegenüber potenziellen Kandidaten seien, darin waren sich alle drei Gesprächspartner einig.

Die Themen des Tages wurden beim anschließenden Netzwerken in der "Recruiting Area" mit den fünf Ausstellern AENEAS Group, employer branding now, JobNinja, LinkedIn und index vertieft.

Fotos: Regina Sablotny

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