
Verschiedene Beschäftigungsmodelle prägen die deutsche Arbeitslandschaft. Angesichts steigender Herausforderungen wie des demografischen Wandels und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen Arbeitgeber einerseits für Mitarbeiter attraktiv bleiben, andererseits serviceorientierte Leistungen ihren Kunden gegenüber erbringen. Welchen Beitrag dazu die Zeitarbeit leisten kann, war Thema des 14. Hamburger Branchenforums Personaldienstleistungen, das am 31. August in der Handelskammer Hamburg (HK Hamburg) stattfand. Wie in den Vorjahren auch haben der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) gemeinsam mit der HK Hamburg zu der Veranstaltung eingeladen.
Dr. Claudia Sye, Leiterin der Abteilung Beratungswirtschaft der HK Hamburg, begrüßte zunächst die mehr als 70 Gäste. Im anschließenden Vortrag ließ Dr. Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt und Arbeitswelt am Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), erst einmal Zahlen sprechen: Die Quote der Teilzeitbeschäftigung bei Frauen beträgt auf dem gesamten Arbeitsmarkt 76 Prozent. Dagegen stellen Frauen in der Zeitarbeit nur rund 29 Prozent der Mitarbeiter. Angesichts des demografischen Wandels seien daher alle Arbeitgeber gefordert, das Erwerbspotenzial von Frauen besser zu nutzen. Dabei seien – auch bei den Personaldienstleistern – letztlich immer individuelle Lösungen gefragt. Maßnahmen der Qualifizierung und zum Gesundheitsmanagement sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dabei die wichtigsten Handlungsfelder, mit denen Arbeitgeber punkten können, so Stettes.
Der Faden wurde auch in der folgenden Podiumsdiskussion aufgegriffen. Moderatorin Julia Große-Wilde, Geschäftsführerin des BAP, legte den Fokus darauf, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmache und was dieser für erwerbstätige Frauen tue. Dabei kristallisierte sich heraus, dass diese Themen von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich gehandhabt werden. Christian Baumann, Landesbeauftragter des iGZ und Geschäftsführer der pluss Personalmanagement GmbH, machte deutlich, dass der Arbeitgeber möglichst individuell auf die Wünsche des Zeitarbeitnehmers zur Ausgestaltung der Arbeitszeit eingehen und auch gute Angebote zur Weiterbildung und Qualifizierung machen sollte. Dem konnte Martina Matthäi, die früher in der Zeitarbeit tätig war, nur zustimmen. Außerdem sprach sie sich für eine konkrete Definition der Aufgaben und Ansprechpartner aus, um Zeitarbeitnehmer durch die verschiedenen Kundeneinsätze begleiten zu können. Dazu würde es ihrer Ansicht nach helfen, wenn die Personaldienstleister den jeweiligen Arbeitsplatz, den sie besetzen, möglichst genau kennen. Weiterhin gewinne Flexibilität immer stärker an Bedeutung – beim Kundenunternehmen wie beim Personaldienstleister, bestätigten Dr. Marion Goldschmidt, Direktorin der Parkresidenz Alstertal, und Heike Trost, Betriebsratsvorsitzende der Adecco Personaldienstleistungen GmbH. Zum Schluss warf Große-Wilde die Frage auf, was die von der Bundesregierung angestrebte Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten für die Personaldienstleister und ihre Mitarbeiter bedeuten würde. Trost schätzte die Situation für die Branche als sehr schädigend ein und sieht keine Notwendigkeit für die Beendigung eines gut funktionierenden Arbeitsverhältnisses obwohl sowohl der Zeitarbeitnehmer als auch der Kundenbetrieb dieses gerne fortsetzen würden.
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